Freitag, 29. Juni 2012

Reflektionen zur EM 2012

zuerst erschienen auf WE-ARE-CHANGE.de
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Es ist faszinierend zu sehen, wie ein Großteil der Deutschen emotional so extrem in die Fußballeuropameisterschaft involviert ist, dass es für den interessierten Beobachter so scheint, als würde das Abschneiden der deutschen Mannschaft das persönliche Schicksal der Fans beeinflussen.
 
Der Faktor, der bestimmt, wieviele Menschen genau zum Feiern und Verfolgen der Spiele auf die Straße gezogen werden, ist im Wesentlichen der Erfolg der deutschen Mannschaft. Wäre die deutsche Fußballnationalmannschaft international nicht wettbewerbsfähig, wäre der Hype um die EM vermutlich sehr viel geringer. Wenn man etwas nicht feiern kann, betreibt man dafür auch keinen Aufwand, so scheint es allgemein. Und auf eine Art ist das keine verwerfliche Einstellung, denn egal was man unternimmt, ein gewisser positiver Elan der Teilnehmer verleiht jeder Veranstaltung eine zusätzliche Würze, dies gilt auch für Fan-Feiern.
 
Politisch gesehen gibt es in Deutschland nicht viel zu feiern, die Spitzen der Regierung scheinen entschlossen, Befugnisse in immer größerem Ausmaß an EU-Kommissare abzugeben, die ihrerseits nur eine fadenscheinige demokratische Legimitierung haben. Finanziell und wirtschaftlich steht Deutschland anscheinend noch besser da als die anderen, aber letztendlich sitzen wir in Zeiten der Globalisierung alle im gleichen Boot, nur auf verschiedenen Plätzen. Deutschland ist Teil der Euro-Währung, die auch nur eine weitere aus dem Nichts geschaffene und gegen Zinsen verliehene Attrappe ist und die deutsche Wirtschaft ist zum Großteil von internationalen Handelspartnern abhängig.
 
Was gibt es dann überhaupt noch zu feiern?
 
Die Würde des Menschen, unser grenzenloses Potential, Wahrheit und Liebe. Immaterielle Dinge, die einem keiner nehmen kann, es sei denn, man gestattet es anderen, dies zu tun. Ist diese Würde noch verhanden? Wer hat noch den Mut, sein wahres Potential auszuleben ohne Angst davor, von anderen dafür ausgelacht oder attackiert zu werden oder auf die Gefahr hin, in diesem ohnehin auf Sand gebauten und auf einen Kollaps zusteuernden System weniger materielle Annehmlichkeiten sammeln und benutzen zu können? Das Schicksal der Menschen ist letztendlich nicht eine Frage einer guten Regierung oder der Existenz oder Nichtexistenz von sich verschwörenden skrupellosen Individuen. Eine gute Regierung kann nur dann effektiv sein, wenn Menschen sich gut regieren lassen, genauso wie ruchlose Soziopathen nur dann ihre Pläne erfolgreich verfolgen können, wenn die Menschen es geschehen lassen.
 
Wir Menschen sind alle unterschiedlich und eben dadurch gleich, dass wir alle einzigartig sind. Jeder Einzelne hat das natürliche Recht, selbstbestimmt und auf eigene Verantwortung sein Leben gestalten zu können. Heutzutage scheint die Mehrheit der Menschen an Verträge gebunden zu sein, an denen sie selbst nicht aktiv mitgewirkt haben. Im Sinne des allgemeinen Friendens ist es sicher nicht ratsam, Veränderungen oder Annulierungen aller dieser Verträge übers Knie zu brechen, um sich von ihnen zu befreien, auch wenn viele einflussreiche Individuen und Insitutionen sich selbst oft nicht an diese Verträge halten. Aber bei jeder Handlung, jedem Schritt und jedem Atemzug stellt sich die Frage: Ducke ich mich weg und überlasse ich anderen die Initiative oder übernehme ich selbst Verantwortung für mein Schicksal? Inwiefern bin ich Teil des Problems, bzw. Teil der Lösung?
 
Es ist leicht, nun gleich auf die zu zeigen, die große oder scheinbar unüberwindliche Probleme damit haben, jemals Verantwortung für ihr eigenes Leben zu übernehmen. Letztendlich ist das aber nichts anderes als eine faule Ausrede, man prognostiziert subjektiv, dass etwas unmöglich ist, ohne dass es dafür komplett verlässliche Erfahrungswerte gibt. Den Erfahrungswert erschaffen wir selbst, indem wir ein Experiment ausleben. Ein Experiment gar nicht erst zu starten ist sicher eine Option und es gibt sicher Menschen, die entschlossen sind, beständig diese Option zu wählen. Für die anderen bedeutet das nur, dass wir sehen müssen, wie weit wir auch ohne die aktive Teilnahme dieser Menschen kommen. Wer etwas wirklich will, findet Wege, wer nicht will, findet Gründe.
 
Man hat jetzt die Wahl wegzusehen oder sich etwas vorzumachen, aber alle, die dies hier lesen, werden hiermit daran erinnert, dass die Mehrheit von uns es noch erleben wird, dass die aktuellen Systeme in ihrer aktuellen Form aufhören werden zu existieren. Was danach kommt, ist noch offen. Wir werden definitiv mit dieser Realität konfrontiert werden und es steht in unserer Macht, entweder Verantwortung für unsere weitere Entwicklung zu übernehmen, oder es anderen zu überlassen, über unsere Leben zu entscheiden. Wir können entweder aus Fehlern der Vergangenheit lernen, oder sie in immer neuen Variationen wiederholen.
 
Der Kernfehler der Vergangenheit ist die mangelnde Verantwortlichkeit des Individuums, auf dieser Basis wurden viele verschiedene Regierungsarten erprobt, von denen auch die scheinbar guten stets daran scheiterten, dass die Individuen irgendwann nicht mehr fähig oder willens waren, bewusst entscheidenden Einfluss auf die Richtung ihres Lebens auszuüben.
 
Dies geht auch an alle, die allein oder in Gruppen an Alternativen und Lösungen arbeiten: Sucht ihr nach neuen Formen, um Menschen zu lenken und zu regieren oder sucht ihr nach Wegen, Menschen zu ermutigen und dabei zu unterstützen, sich selbst zu ermächtigen und selbst Veranwortung für ihr Leben zu übernehmen? Laufen wir weiter im Kreis, wenn das Spiel von Regierenden und Abhängigen, Tätern und Opfern in immer neuen Konstellationen neu strukturiert wird oder suchen wir nach Wegen, um dieses Paradigma komplett zu transzendieren und wirklich einen evolutionären Schritt nach vorn zu tun?
 
Ist die Zeit schon Reif für diesen Schritt? Egal wie die Antwort auf diese Frage ist: Dieser Schritt ist irgendwann unvermeidlich und es macht daher Sinn, diese Idee nicht zu verwerfen, wobei kein Zustand jemals ein Endzustand zu sein scheint, in dem einfach alles friedlich weiter auf einem Level existiert. Das Leben wird verfeinert durch bewusste Teilnahme der Lebenden und jede Errungenschaft ist stets eine neue Stufe in der fortschreitenden Entwicklung des kosmischen Mysteriums.

Samstag, 16. Juni 2012

Interview mit Karl-Heinz Meyer vom Ökodorf-Institut

zuerst erschienen auf WE-ARE-CHANGE.de
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Karl-Heinz Meyer ist seit 1980 in der Ökodorfbewegung aktiv, war 1992 am Aufbau des Ökodorf-Instituts beteiligt und plant derzeit den Aufbau eines "interspirituellen Ökodorfs" in Süddeutschland. Im Interview sprachen wir über seinen Werdegang, die Entwicklung und den aktuellen Stand der Ökodorfbewegung, sowie die Perspektiven für die Zukunft und inwiefern die Ökodorfbewegung eine echte gesellschaftliche Alternative ist.